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Abstract

Die Fallstudie dreht sich um die «documenta», eine alle fünf Jahre in Kassel stattfindende Kunstausstellung von 100 Tagen Dauer, die als eine der bedeutendsten Veranstaltungen für zeitgenössische internationale Kunst gilt. Speziell beleuchtet wird die «documenta fifteen», die von Juni bis September 2022 stattfand. Erstmals in der Geschichte der «documenta» wurde die künstlerische Leitung von einem Kollektiv namens ruangrupa aus dem Globalen Süden übernommen. Bereits sechs Monate vor der Eröffnung entflammte eine öffentliche Debatte über mögliche israelfeindliche und antisemitische Positionen auf der «documenta fifteen». Forderungen nach einer vorherigen Prüfung der Werke durch ein Expert:innengremium wurden abgelehnt, mit Verweis auf künstlerische Freiheit. Die Ausstellung selbst wurde von Diskussionen begleitet, darunter die geplante Gesprächsreihe zu Antisemitismus und Rassismus, die aufgrund von Kritik verschoben wurde. Zudem kam es zu Vandalismus in Ausstellungsräumen und dem Anbringen antisemitischer Aufkleber. Kurz vor der Eröffnungsrede des Bundespräsidenten sorgte das Werk «People's Justice» für Empörung, da es antisemitische Darstellungen enthielt. Nach öffentlicher Kritik und der Ankündigung, das Werk zu verdecken und zu kontextualisieren, wurde es schließlich ganz entfernt. Bundeskanzler Olaf Scholz entschied, die «documenta» aufgrund der Antisemitismusvorwürfe nicht zu besuchen und forderte Konsequenzen. Im Juli fand eine öffentliche Anhörung im Bundestag statt, bei der die antisemitischen Darstellungen verurteilt wurden, und das ruangrupa-Kollektiv entschuldigte sich für den verursachten Schmerz. Es wurden personelle Konsequenzen gefordert. Eine geplante Untersuchung wurde jedoch aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten abgebrochen, einige Künstler zogen ihre Werke zurück, und die Geschäftsführerin trat zurück. Ein Expert:innenengremium wurde berufen, um die Vorgänge zu untersuchen und bei der Analyse möglicher antisemitischer Werke zu beraten. Während der «documenta» sprach sich das Gremium dafür aus, einige umstrittene Werke nicht mehr zu zeigen, was auf Kritik und Vorwürfe von Rassismus und Zensur seitens des ruangrupa-Kollektivs und der documenta-Leitung stiess. Die «documenta fifteen» endete im September 2022, und im Februar 2023 veröffentlichte das Expertengremium seinen Abschlussbericht.

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